Husky TE310 und TE449 im Vergleich
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Gleich zu Anfang sollten wir vielleicht mal auf 2 Dinge zu sprechen kommen die viele Endurofahrer über die Marke Husqvarna wahrscheinlich nicht wissen. Erstens das Logo von Husqvarna stammt von der ursprünglichen Firma ab welche 1689 gegründet wurde und Musketen herstellte. Man sieht, die produzierten damals schon verdammt scharfe Waffen ;-) Das Logo zeigt übrigens einen Gewehrlauf von vorne, werden sich sicher schon einige gewundert haben was das darstellen soll. Und Zweitens, Husqvarna ist nach Royal Enfield und noch vor Harley Davidson die zweitälteste ununterbrochen Motorräder produzierende Marke der Welt. Husqvarna hat also das Motorrad quasi fast miterfunden, Wahnsinn, was?! Seit 1903 produziert Husqvarna Motorräder und hat in den 20er Jahren auch zahlreiche Weltrekorde im Motorradbereich aufgestellt. Ok, das ist schon eine Zeitlang her aber nichtsdestotrotz zeigt es womit wir es hier zu tun haben. ;-)

1987 wurde die Motorradproduktion schliesslich an Cagiva nach Italien verkauft und nach einigen Umwegen landete die Marke Husqvarna schliesslich im Jahre 2007 bei BMW welche die Motorradabteilung von Husqvarna als unabhängiges Unternehmen weiter betreibt. Dass BMW ihre Finger im Spiel haben zeigt auch der neue Motor welcher angeblich sogar von ehemaligen Formel 1 Renningenieuren entwickelt wurde.

Und das die Husqvarna-Murln nicht schlecht sind hat man schon im Vorjahr bewiesen. Bereits im ersten Jahr konnte Husky sich mit dem neuen nur 22 kg leichten Motor der TE250 4-Takter, einen WM-Titel holen. Antoine Meo war der Franzose der dies in dieser Klasse mit der leichten Berggams schaffte. Und auch heuer führen in der Klasse E1 sowie E2 die Husqvarna-Fahrer Salminen und Meo die Gesamtwertungen an. Diese Bikes können also nicht schlecht sein, oder?

Wir hatten vor Kurzem dank Offroad Reisenhofer eine TE310 und eine TE449 zum Test. Zwar beides noch 2011er Modelle und nicht die brandneuen 2012er Bikes aber schon mit den 2011er Modellen kann man erkennen wo Husqvarna im Vergleich zur Konkurrenz steht, nämlich ziemlich weit vorne.

Die TE310 die wir fuhren unterscheidet sich nur geringfügig (mehr Kubik) von dem 250er Modell. Was bei Husqvarna auch auffällt ist die enorm grosse Palette an Bikes welche sie den ambitionierten Geländefahrern anbieten. Neben den 4-Takt Modellen TE250, 310, 449, 511 und dem 2-Takt Modell WR125 bot Husky auch noch 2- und 4-Takt Crosser sowie eine Dual-Range Enduropalette und einige Supermoto-Modelle (125, 449, 511 und 630) an. Die Italo-Bayern geben Gas könnte man meinen ;-) Und mit der neuen 2012er Palette welche auch eine 900er 2-Zylinder Supermoto umfasst möchte man auch auf der Strasse so manchem Supersportler das Fürchten lehren und eine Konkurrenz zur Superduke schaffen. Aber kommen wir zurück zur TE310 und TE449 mit welchen wir eine Zeit lang durch steirische Wälder flurln durften. Was uns am meisten interessierte, welches Bike gefällt uns besser. Der 310er Degen oder das 449er Schlachtschwert um Bäume aus dem Weg zu räumen bzw. drüber zu hoppeln.

Husqvarna TE310
Berggams ist der Begriff welcher einem sofort beim Aufsteigen und Fahren der ersten Meter bei der TE310 auffällt. Das Bike ist derart handlich und wendig dass man es durchaus mit einer 250er Motocross verlgeichen könnte. Normalerweise wirken Enduro's doch immer etwas schwerfälliger, nicht so die TE310. Der Motor ist ein aufgebohrter TE250er Motor mit welchem Antoine Meo 2010 sich den WM-Titel in der kleinen 4-Takt Klasse holte. Mit den 310 Kubik ist diese Berggams auch genau das was der Endurofahrer braucht. Oft sind die 250 Kubik, speziell bei längeren Verbindungsetappen oder Schotterstrassen-Sektionen, doch etwas zu wenig um beim Enduro fahren Spass zu haben. Auf allen Streckenabschnitten wo man mehr als auf den 3./4.ten Gang hakelt wünscht man sich schon etwas mehr Power unterm Hintern und genau das bietet die 310er idealerweise an. Der Motor macht einen sehr kräftigen Eindruck, tendiert eher schon mehr in Richtung Leistung einer 450er Enduro als einer 250er. Wir sind schon 450er Enduro's gefahren die hatten nach einer dementsprechend grossen Anzahl von Betriebsstunden nicht viel mehr Leistung als diese 310er. 

Was an der 310er auch sehr positiv auffällt ist das Design. Man merkt dass hier ein Italiener am Zeichenbrett gesessen sein muss. Die Spoiler, Seitendeckel, Heck, hinterer Kotflügel, LED-Lamperl, Design des Tanks und die nichtmittige Platzierung des Tankdeckels ... Irrsinnig viele Kleinigkeiten machen das Motorrad einfach nur schön. Wir würden sogar sagen die TE310er ist sicher die schönste Enduro die es derzeit serienmässig auf dem Markt gibt. Wie auch bei GasGas merkt man dass der Hersteller eine reinrassige Enduro den Kunden anbieten möchte.

Was uns beim Fahren auch aufgefallen ist war der extrem niedrige Benzinverbrauch der 310er. Irgendwie hatte man doch den Verdacht dass weniger Kubik aufgrund der gefahrenen höheren Drehzahlen den Tank doch schneller leer saugen. Ist aber nicht so. Selbst nach 2 Stunden Waldwegerl-Fahrt war der Tank gerade mal halb leer. Wie das geht? Keine Ahnung. Sicher haben wir das Bike bergab auch mal ohne Motor rollen lassen und sind mit eher niedriger Drehzahl durch den Wald geflurlt. Man möchte ja nicht die Jägerschaft auf ihren Hochsitzen aufwecken. Aber dennoch war der sehr geringe Benzinverbrauch für uns schon sehr erstaunlich. Der Tank hat mit einer Füllmenge von 8,5 Litern auch ein sehr dankbares Volumen. Jeder der illegal im Wald herumflurlt weiß so etwas zu schätzen. Es gibt einfach nichts Grauslicheres als wenn einem beim Davonfahren der Jägerschaft der Benzin ausgeht ;-)

Egal ob im dichten Gehölz oder langläufigeren schnelleren Waldpassagen. Die TE310er hinterlässt überall einen tollen spielerischen Eindruck und wächst einem sofort ans Herz. Durch das agile Handling ist auch ein sehr langes ermüdungsfreies Fahren möglich. Die Übersetzung der TE310er war uns mit ihren 6 Gängen aber fast etwas zu kurz. Mit solch einem starken Motor könnte man ohne weiteres vorne einen, vielleicht sogar zwei Zähne, höher ritzeln. Der Motor derpackt's sicher auf jeden Fall und durch die sowieso vorhandene kurze Getriebe-Übersetzung in den unteren Gängen würde man da kaum an Spritzigkeit verlieren.

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Berggams TE310
steirischer Dschungel
Schattenspiele
a Wheely geht ah ...
Husky TE310
dürres G'stell ...
... die TE310
 
 
Husqvarna TE449
Während die TE310 noch das etwas ältere Konzept von Husqvarna verfolgt bezüglich Motor, Rahmen usw. (was aber nicht schlechter sein muss), hat die TE449 bereits Einspritzung und das Coaxial Traction System. Hier sitzt das vordere Ritzel koaxial auf dem Schwingenbolzen was dafür sorgt dass die Kette beim Ein- und Ausfedern sich nicht mehr verkürzt und so für einen Lastwechsel verantwortlich ist. Aber auch die auf der Schwinge montierte Umlenkung, zweiteilige Tanks, extrem lange Sitzbank usw. tun ihr Übriges um sich von dem kleineren Schwesternmodell radikal zu unterscheiden. Beide sind somit quasi komplett verschiedene Motorräder und dies macht sich natürlich auch sofort bemerkbar. Unsere TE449 die wir von Offroad Reisenhofer zur Verfügung gestellt bekamen war extrem lange übersetzt. Dennoch hat der bärenstarke Motor sehr gut angezogen und speziell auf den schnelleren Passagen einen sehr guten Eindruck hinterlassen. 

Die TE449 wird serienmässig mit einem Akrapovic Slip On Auspuff ausgeliefert welcher aber sehr leise ist. Also keine laute Krawall-Tüte wie man sie im MX-Bereich von diesem Hersteller kennt. Im Gegensatz zur MX-Variante der TE449, der TC449, kann das Mapping nicht mit einem Umschalter beim Lenker verändert werden. Hier kann man nur mit einem Stecker unter der Sitzbank das Mapping verändern. Die beiden grössten Vorteile der TE449 sind sicher das koaxiale vordere Ritzel, welches für eine sehr gute Laufruhe sorgt, wie auch die an der Schwinge oben verbaute Umlenkung. Man kann dadurch quasi über Baumstämme und Felsblöcke drüberrutschen ohne Gefahr zu laufen dass die Umlenkung aufsitzt oder einhakt. Aber auch die Verlagerung des Tank's unter die Sitzbank, also genau in die Mitte unter den Fahrer, sorgt für ein ungewöhnlich agiles Handling für eine 450er Enduro. Wir müssen aber dennoch zugeben, den meisten Spass hatten wir mit der TE449 beim Driften auf Asphalt und Schotterpisten. Durch den starken Motor fängt das Hinterrad schon von unten raus zum Driften an. Und durch den sanft einsetzenden Drehmoment kann man Drifts auf über 20, 30 m aus der Kurve raus auf den Asphalt zaubern. Auf der Schotterpiste natürlich noch längere. 

Steile Bergauffahrten und Sektionen wo man Schmalz braucht sind diejenigen Streckenabschnitte wo die TE449 am meisten Spass macht und natürlich der kleineren Berggams überlegen ist. Wheely-Fahren bis zum 4./5.ten Gang rauf ist kein 
Problem. Das sind gerade die Spielereien wo man mit der TE310 schon ganz schön am Gasgriff kurbeln muss damit das Vorderrad beim Hochschalten in Wheelies nicht abfällt während man sich mit der TE449 damit bei Halbgas rumspielen kann.

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Digi-Tacho
Formel 1 Technologie in der Enduro
der Schlankheitswahn grift um sich ...
Küss den Frosch
 
von vorne ...
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Direktvergleich?!?!
Beide Bikes haben in keiner Weise irgendwelche Schwächen gehabt. Egal ob Fahrwerk, Bremsen, Schaltung usw... Da gibt sich kaum mehr ein Hersteller eine Blöße und natürlich auch Husqvarna nicht. Es stellt sich auch die Frage ob man beide Motorräder überhaupt direkt miteinander vergleichen kann. Einerseits die super-handliche TE310er Berggams mit dennoch starkem Motor. Andererseits die TE449 Rakete deren Drehmomentverlauf mit einem dementsprechenden Enduro-Mapping dennoch erstaunlich gezügelt wurde. Es ist klar dass man bei dem einen oder dem anderen Abstriche machen muss. Es stellt sich die Frage,wWas ist euch wichtiger? Spielerei in den ersten 2 Gängen in dichtem Geholz über Baumstämme und extrem schmalen Waldwegerln? Oder die Sau rauslassen auf Schotterstrassen und schnelleren Passagen? Je nachdem wird es dem Käufer sicher verdammt schwer fallen zwischen der TE310 und der TE449 sich zu entscheiden. Uns war fast ein wenig die TE310er lieber. Die TE250er und TE310er zählen sicher zu den schönsten und stärksten Enduro's im Segment der kleinen 4-Takter und dass das Design der 2012er Palette ähnlich geblieben ist hat uns richtig einen Stein vom Lamperlfahrer-Herzen genommen. 

Andererseits ist die Technik die in der TE449 verbaut ist die Zukunft. Egal ob Einspritzung oder koaxial montiertes vorderes Ritzel. Tank unter der Sitzbank usw... Husky wird da auch in den nächsten Jahren kräftig Gas geben, da sind wir uns sicher. Die 2011er Bikes hatten noch einen Sachs-Dämpfer, vorne eine Kayaba-Gabel. In den 2012er Modellen ist neben einer modernen Kayaba Closed Cartridge Gabel auch ein Kayaba Dämpfer hinten verbaut. 

Zu kaufen gibt es die Husqvarna's beim steirischen Enduro- und Trialhändler Offroad Reisenhofer. Offroadfachmann Kurt Reitbauer berät euch dort bestens rund um die MX- und Enduromodelle dieser edlen Marke. Kurt:"Kontaktiert mich unter 0664 91 22 620 für weitere Info oder schaut mal bei unserem Geschäft nähe Gleisdorf vorbei. Es würde uns freuen."

Nähere Infos zu Offroad Reisenhofer gibt es auch unter www.auto-reisenhofer.com

Technische Daten
Husqvarna TE310
Motor
Art  Einzylinder 4-Takt
Bohrung  82 mm
Hub  57.35 mm
Hubraum  302 ccm
Verdichtung  1000
Starter  Kick- und Elektrostarter
Kühlung  Flüssigkeitskühlung
Zündung  digitale Zündverstellung
Vergaser  Einspritzung Mikuni
Kupplung  hydraulische Nasskupplung
Sekundärübersetzung  13 : 40

Fahrwerk
Gabel  Kayaba USD 48 mm
Federweg der Gabel  300 mm
Federbein  Sachs
Federweg des Federbeins  296 mm
Bremse vorne  260 mm Scheibe
Bremse hinten  240 mm Scheibe
Felge vorne  1.6" x 21" Excel
Reifen vorne  90/90-21"
Felge hinten  2.15" x 18" Excel
Reifen hinten  120/90-18"
Radstand  1470 mm
Sitzhöhe  950 mm
Bodenfreiheit  290 mm
Trockengewicht  108 kg
Tankinhalt  8.5 Liter

Husqvarna TE449
Motor
Art  Einzylinder 4-Takt
Bohrung  98 mm
Hub  59.6 mm
Hubraum  449 ccm
Verdichtung  1000
Starter  Elektrostarter
Kühlung  Flüssigkeitskühlung
Zündung  digitale Zündverstellung
Vergaser  Einspritzung Keihin
Kupplung  hydraulische Nasskupplung
Sekundärübersetzung  15 : 51

Fahrwerk
Gabel  Kayaba USD 48 mm
Federweg der Gabel  300 mm
Federbein  Kayaba
Federweg des Federbeins  293 mm
Bremse vorne  260 mm Scheibe
Bremse hinten  240 mm Scheibe
Felge vorne  1.6" x 21" Excel
Reifen vorne  80/100-21"
Felge hinten  2.15" x 18" Excel
Reifen hinten  110/90-19"
Radstand  1490 mm
Sitzhöhe  952 mm
Bodenfreiheit  333 mm
Trockengewicht  113 kg
Tankinhalt  8.5 Liter