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Ein
paar Eckdaten
Offroad Reisenhofer
ist seit Herbst vorigen Jahres Husqvarna Händler, angesiedelt nähe
Gleisdorf in St. Margarethen an der Raab. Vor einigen Jahren wurde ja Husqvarna
von BMW quasi gekauft, BMW besitzt einen 51%-igen Anteil an Husqvarna und
gibt in vielen Dingen wie z.B. der Qualitätssicherung die Richtung
vor. Nach den ersten Modellen 2008/2009 wo schon Einflüsse von BMW
bemerkbar wurden ist die heurige 2011er Husqvarna Palette komplett neu.
Wir hatten vor Kurzem die
Gelegenheit von Offroad Reisenhofer eine TC 449 für einen Test
zur Verfügung gestellt zu bekommen. Offroad-Verkaufsleiter von der
Fa. Reisenhofer, Kurt Reitbauer (ist nicht verwandt, verschwägert
oder sonstwar mit Peter Reitbauer dem KTM- und Honda Händler von Stanz),
funkelten die Augen und es sprudelte nur so aus ihm hervor als wir bei
ihm ankamen. Kurt:"Der Motor der 250er 4-Takt Enduro hat mit nur
22kg den leichtesten Motor in seiner Klasse, der Motor der TE 310er ist
genau so leicht, nur 22kg, das müsst ihr euch mal vorstellen!!! Im
ersten Jahr wurden sie bereits mit der TE 250 Enduro-Weltmeister! BMW hat
zusammen mit Husqvarna eine unglaublich genaue Qualitätssicherung
aufgebaut. Es gibt die 125er, 250er und 300er Enduro's auch als 2-Takter,
auch eine 125er 2-Takt Cross gibt es. Sieh dir das Ritzel vorne an, koaxial
auf dem Schwingenbolzen verschraubt, serienmässig eine Akrapovic-Anlage
drauf ... und und und..."
Wir müssen zugeben,
nach 5 Minuten Einführung von Kurt Reitbauer in die Unterschiede einer
Husky gegenüber anderen 'normalen' MX-Bikes rauchte uns beim Abholen
der TC 449 MX der Kopf. Was ist da bloß los? Was hat Husky da alles
auf die Beine gestellt die letzten Jahre seit sie von BMW übernommen
wurden? Haben wir etwas versäumt? Bricht da eine neue Revolution los?
Erfindet Husqvarna die Offroad-Motorräder neu?!?! Irgendwas muss da
dran sein und ehrlich gesagt, jeder der da 'zuwi'schaut' zu den Husky's
kommt ins Staunen. Alleine der Umstand dass die Umlenkung oben auf der
Schwinge positioniert wurde! Hmmm, es half nix. Wir schoben schnellstmöglich
die Husky auf den Hänger bevor wir geistesmässig aufgrund der
Fülle von Kurt's Infos einen Systemabsturz erleiden würden und
wollten sie so schnell wie möglich fahren.
Das
was uns Kurt am meisten als Vorteil ins Hirn gehämmert hat, hat sich
in der Praxis dann auch als so erwiesen. Nämlich 2 Dinge. Erstens
dass das Bike mit sanftem Mapping einfach traumhaft zu fahren ist, so eine
450er hat mit einem scharfen Mapping nämlich schon fast zuviel Punch.
Und Zweitens der Umstand dass das Gewicht weit nach hinten verlagert wurde
und das Bike dadurch extrem agil in engen Kurven macht. Für einen
Vorderrad-Rutscher muss man sich somit schon extrem blöd anstellen
um dies mit einer Husky zu schaffen. Genau so wie er es uns sagte fährt
sich das Bike auch in engen Kurven. Als ob man einen Spikereifen vorne
drauf hätte, dies erspart einem auch sehr viel an Kraft. Man zirkelt
quasi richtig mit minimalster Kraftanstrenung durch enge Kurven. Obwohl
wir zugeben müssen dass die ersten paar Kehren schon etwas gewöhnungsbedürftig
waren. Man merkt sofort dass die Verlagerung des Gewichtes nach hinten
bei diesem Bike kein Marketing-Gag ist sondern sich auch in der Praxis
auch wirklich so erweist.
Wir wollen hier nur mal die wichtigsten
Details von der TC 449 Husky hervorheben ...
1. Vorderes Ritzel koaxial
auf dem Schwingenbolzen montiert
Was soll das bringen fragt
man sich? Ganz einfach. Dadurch verändert sich nicht wie bei den anderen
MX-Bikes der Winkel der Kette zum Ritzel bzw. die Kettenlänge wenn
das Federbein voll ein- oder ausfedert. Kurt Reitbauer:"Man hat quasi immer
die exakt gleiche Kettenlänge vom hinteren zum vorderen Ritzel. Dadurch
fällt das Ruckeln weg wenn die Kette durch die Federung zu weit einfedert."
2. Umlenkung oberhalb
der Schwinge
Da rätselt so mancher
wenn er sich das Federbein zur Schwinge hinten ansieht. Sieht ja fast aus
wie ein PDS-System von KTM. Kurt Reitbauer:"Dies hat den Vorteil
dass auch bei tiefen Spurrillen die Umlenkung niemals unten schleifen kann.
Ideal besonders beim Endurofahren beim Hoppeln über Baumstämme,
Felsblöcke usw. Aber auch beim MX'en in tiefem Boden."
3. 2 Mappings
Die Husky TC 449 hat 2 verschiedene
Mappings. Besonders die softe Einstellung hat es uns angetan. Beim Umschalten
des Mappings sollte man kurz stehen bleiben und den Motor abstellen sodass
man der Einheit Zeit gibt das neue Mapping in die Unit zu laden. Man hat
das Gefühl als ob man von einer 250er auf 450er umschaltet oder umgekehrt.
Das softe Mapping ist aber etwas stärker als der Motor einer 250er,
eher einer 300-350er ähnlich. Sie lässt sich mit der soften Einstellung
super dosieren,
mit der giftigeren Mapping-Einstellung geht die Kiste dann gewaltig ab,
erinnerte uns fast an die alte 525er SX KTM welche den Hobby-Fahrern die
Ärmel langzog.
Kurt Reitbauer:"So
gut wie alle unsere Kunden, welche wir die TC 449 testen liessen, haben
das softe Mapping bevorzugt. Sie ist dadurch einfach konditionssparender
und lustiger zu fahren. Für italienische Strecken mit langgezogenen
Kurven wäre aber natürlich auch die stärkere Mapping-Einstellung
interessant."
4. Gewicht nach hinten
Das Gewicht der Husky TC
449 wurde wie bei keinem anderen MX-Bike stark nach hinten verlagert. Es
sieht auf den ersten Blick gar nicht so aus, aber es macht sich sofort
auf den ersten Metern beim Fahren bemerkbar. Der Tankdeckel ist hinter
der Sitzbank beim Kotflügel montiert, der Tank unter der Sitzbank
wo eigentlich der Luftfilterkasten ist, der Luftfilterkasten vorne über
den Motor positioniert. Das Handling ist deshalb mit kaum einem anderen
MX-Motorad, maximal der 450er Yam'sn vielleicht, vergleichbar. Der Grip
am Vorderrad ist saumässig gut, das Handling spitze.
Kurt Reitbauer:"Hier
hat Husqvarna in Zusammenarbeit mit BMW wahrscheinlich Maßstäbe
für die Zukunft gesetzt. Es gibt kein anderes Motorrad welches das
Gewicht derart nach hinten verschoben hat und das Handling bei der TC 449
ist dadurch quasi
einmalig. Es war sicher eine mutige Entscheidung von Husqvarna dies zu
machen. Wenn man das Motorrad anschaut ist davon auch kaum was zu erkennen
ausser dass man sich wundert wieso der Tankdeckel hinter der Sitzbank ist
anstatt davor. Sobald man losfährt merkt man es aber natürlich
sofort dass es sich hier um ein Motorrad mit besonderem Handling handelt."
Die anderen Features welche
die Husky TC 449 liefert (wie auch die grossen Enduro's von Husqvarna)
sind serienmässiger Akrapovic Titan Auspuff, Einspritzung, Brembo
Hydraulikkupplung, E-Starter, sehr lange Sitzbank von vorne bis hinten,
2-teilige Tanks usw. Husqvarna propagiert den Marketing-Spruch man muss
den Mut aufbringen seine Grenzen zu verschieben. Seit die 4-Takt Motoren
in den MX-Bereich vorgestossen sind hat es wahrscheinlich keine derartige
Veränderung im MX-Bereich gegeben. Nachdem BMW die Hand auf Husqvarna
drauf hat und dadurch teilweise sogar Formel-1 Ingenieure an der Entwicklung
von diesem Bike mitgearbeitet haben muss man diesem Marketing-Spruch wohl
Recht geben.
Kurt Reitbauer über die Husky TC
449
Kurt:"Dass man den
Tank ins Heck verlagert hat war genial. Yamaha hat dies zwar ähnlich
konzipiert bei der 450er, aber bei weitem nicht so extem wie Husqvarna
dies getan hat. Dadurch wird der Druck des Gewichtes aufs Hinterrad verlagert
und das Handling
gegenüber anderen Motorrädern extrem verbessert. Die Umlenkung
des Federbeines hat gegenüber dem PDS-System von KTM natürlich
trotzdem mehr Progression, d.h. sie arbeitet gleich gut wie bei Motorrädern
welche die Umlenkung unterhalb der Schwinge haben. Dies kommt speziell
den Enduro-Bikes sehr zugute. Das vordere Ritzel auf dem Schwingenbolzen
zu positionieren wurde ja von der BMW Enduro übernommen. Nur wurde
das Wechseln des Ritzels extrem vereinfacht, das war bei der BMW noch schwieriger
und ist bei der Husqvarna ein Kinderspiel."
Kurt weiter:"Die Husqvarna's
werden nach wie vor in Italien entwickelt und produziert. Die führenden
Ingenieure bezüglich der Motorenentwicklung sind aber nach wie vor
von BMW. Der Motor wurde von BMW innerlich komplett neu entwickelt, hat
mit dem Motor von der BMW-Enduro eigentlich nur mehr äusserlich was
zu tun. Die komplette Kupplung wurde überarbeitet, Zylinderkopf, Kolben
usw. ebenso. Die Qualitätssicherung bezüglich der Motoren wurde
enorm verbessert. Es wird bei der Anlieferung jedes Teil exakt kontrolliert.
Ebenfalls wird jedes Motorrad vor der Auslieferung nochmals durch einen
gesamten Prüfzyklus gejagd sodass vom Werk wirklich nur top-funktionierende
Bikes die Auslieferungsrampe verlassen. Alle Schwachstellen die es bei
der BMW-Enduro noch gegeben hat wurden ausgemerzt. Das Design und fahrwerkmässig
machen aber nach wie vor die italienischen Ingenieure was sich am Style
optisch natürlich bemerkbar macht."
Vorteile der Platzierung
des vorderen Ritzels auf dem Schwingenbolzen
Kurt Reitbauer:"Die
Kettenspannung bleibt dadurch selbst beim Einfedern des Federbeins immer
gleich. Dies wirkt sich sehr vorteilhaft auf die Traktion aus weil dadurch
das Kettenschlagen weg ist. Beim Gas geben spannt sich die Kette dadurch
sofort. Es wird dadurch auch der Kettenverschleiß minimiert. Bei
der üblichen Kettenführung anderer Marken entsteht auch ein kleiner
Drehmoment wenn die Kette über den Drehpunkt an der Schwinge läuft.
Dadurch entsteht ein Zug von der Kette vom Hinterrad Richtung Schwinge
was bei der Lösung von Husqvarna nicht gegeben ist. Dadurch kann man
das Federbein bei der Husqvarna weicher abstimmen weil diese zusätzliche
Zugkraft nicht vorhanden ist. Dies macht sich im Bereich Komfort und Traktion
auch sehr positiv bemerkbar."
technische Daten Motor
Art Einzylinder 4-Takt
Bohrung 98 mm
Hub 59.6 mm
Hubraum 449 ccm
Verdichtung 13
Starter Elektrostarter
Kühlung Flüssigkeitskühlung
Zündung C.D.I.,
elektronische Zündverstellung
Vergaser Keihin D46
Kupplung hydraulische
Nasskupplung
Sekundärübersetzung
15 : 53
Fahrwerk
Gabel Kayaba USD 48
Federweg der Gabel
295 mm
Federbein Kayaba
Federweg des Federbeins
296 mm
Bremse vorne 260 mm
Wave-Scheibe
Bremse hinten 240
mm Wave-Scheibe, schwimmend gel.
Felge vorne 1,60"
x 21"
Reifen vorne 80/100-21",
Michelin Starcross MS3 M/C51M / Pirelli Scorpion MID-Soft MT 32
Felge hinten 2,15"
x 19"
Reifen hinten 110/90-19",
Michelin Starcross MS3 M/C62M / Pirelli Scorpion MID-Soft MT 32
Radstand 1490 mm
Sitzhöhe 963
mm
Bodenfreiheit 335
mm
Trockengewicht 108
kg
Tankinhalt 8.5 Liter
weitere Infos auch auf
www.auto-reisenhofer.com
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