Interview mit Günter Schmidinger / November 2009
Text: Andy Radolf 
Fotos: Susanne Adler & Heti 

7 Doppelsiege heuer in Folge - Rekordverdächtig 

2009 war heuer zweifelsfrei das Jahr des Günter Schmidinger's. Einfach ein Wahnsinn was ihm heuer alles gelungen ist. Von dem Rennen in Weyer bis zum Rennen in Dechantskirchen konnte Günter hintereinander 7 Doppelsiege in den beiden Klassen der ÖM erreichen. Wir wissen ehrlich gesagt nicht ob es solch eine Siegesserie überhaupt schon mal gegeben hat in der ÖM. Das sind 14 Rennen hintereinander die er ungeschlagen blieb! Noch dazu kein einziger Ausfall während des ganzen Jahres. Es lief wie am Schnürchen und die tolle Leistung, die aber leider unbelohnt blieb, bei der WM in Loket gab dem Ganzen noch den Zuschlag. Es ist klar zu erkennen, Günter Schmidinger gehen in der ÖM die Gegner aus. 2010 zielt Günter nun auf einen Startplatz in der MX1 WM ab und uns überrascht seine Ehrlichkeit dazu zu sagen "Weiterhin in der ÖM zu bleiben würde für mich Stillstand bedeuten". Wir haben uns den 22-jährigen Oberösterreicher vor Kurzem für ein Interview vorgeknöpft wie er die vergangene Saison sieht und was die Zukunft für ihn bringt. 
 

Günter, du hast ja heuer alles hergebügelt, bist eindeutig Österreichs Nr.1 und für viele jüngere MX-Fans nun ein Vorbild in dieser Sportart. Wie fühlt man sich so als Doppel-ÖM-Titelgewinner? 
Günter:"Es ist natürlich ein Super-Gefühl. Es war ja alles nicht so geplant am Jahresanfang, wir wollten ja eigentlich auch heuer wieder der EM den Vorzug geben. Nach dem Rennen in Langenlois haben sich die Ziele aber für uns umgedreht. Auch wegen dem hohen Startgeld und die weiten Anfahrtswege die es zu den EM-Rennen zu bewältigen gilt. Jetzt sind wir natürlich froh über den Schritt besser den beiden ÖM-Klassen den Vorzug gegeben zu haben." 
 
  

Jahresrückblick 

Wie siehst du die heurige Saison im Rückblick. Hättest du dir gedacht dass du heuer so dominieren wirst? 
Günter:"In dieser Art und Weise sicher nicht. Wir haben zwar das Training speziell darauf angelegt dass ich mir übers Jahr über einen Punktevorsprung als Polster rausfahren möchte, den man immer gut brauchen kann wenn es mal schlecht laufen sollte oder ein technischer Defekt sich einstellt, aber es lief dann besser als erwartet. Nur am Jahresanfang hatte ich mit meiner Schulterverletzung etwas zu kämpfen, ich konnte anfangs kaum trainieren aber ab Weyer lief es dann besser. Ich hatte danach 7 Doppelsiege in der ÖM hintereinander sobald ich diese Verletzung auskuriert hatte. Ab Weyer lief alles super." 
 

WM 

Wie sieht's mit 2010 aus? Kriegst du einen Startplatz in der WM? 
Günter:"Wir sind noch immer im Verhandeln, ich kann darüber noch nichts näheres sagen." 

Wäre es ein sehr grosser Wunsch von dir oder gibst du dich nächstes Jahr mit der ÖM auch zufrieden? 
Günter:"Unser Ziel ist es schon in die WM zu kommen. Die letzten 2 Jahre habe ich gezeigt was ich kann in der ÖM. Wenn ich mich allerdings nur rein auf die ÖM konzentrieren würde und nur auf die ÖM-Titeln wäre das sicher der falsche Schritt. Dies würde Stillstand bedeuten. Für den Schritt in die MX1 WM wäre jetzt für mich der richtige Zeitpunkt da ich ja auch vom Alter her schauen muss dass ich dran bleibe. Ich bin 22." 

Mit 22 wäre es ja auch möglich noch in der MX2 WM zu starten. Wäre das nichts für dich? 
Günter:"Der Kostenaufwand vom Material her ist in der MX2 Klasse noch grösser. Die fahren dort Motoren in dieser Klasse die nur für ein einziges Rennen gemacht wurden. Es ist sehr viel Geld das da in die MX2 WM reingeht und die MX1 Klasse ist eigentlich billiger zu fahren. Man hat in der MX1 WM auch mit einem guten Serienmotorrad noch eine gute Chance vorne mitzufahren was in der MX2 WM nicht gegeben ist. Ich habe das auch beim MXDN in Franciacorta gemerkt was so ein Werksmotor leisten kann. Da ist ein riesiger Unterschied gegenüber Serie. Die fahren bei den Werksmotoren extrem hohe Drehzahlen was natürlich auf die Haltbarkeit geht. Deswegen kommt für mich eigentlich nur die MX1 WM in Frage." 

Andi und Günter Schmidinger im Syncron-Anflug

Maxi Nagl hat in Loket ganz schön geschaut als er mich im Suzuki Gwand'l gesehen hat

Bei der WM in Loket lief es ja super, oder? 
Günter:"Das war echt eine komische Geschichte. Wir hatten schon den Bus gepackt und wollten mit Martin Franzel am Donnerstag nach München Fahrwerke testen fahren als plötzlich der Anruf kam dass ich die Möglichkeit hätte auf einer Suzuki bei der MX1 WM in Loket teilzunehmen. Das Startgeld für eine Wildcard beträgt ja 1.000,- Euro und das wollten wir uns heuer nicht leisten. Dass ich dann so zu einer Teilnahme an dem Loket-Race gekommen bin war für uns alle sehr überraschend. Für mich war es auch schwierig da ich das Motorrad nicht gekannt habe und erst am Samstag beim freien Training das erste Mal damit gefahren bin. Auch wollte ich mich keinesfalls verletzen weil mir das in der ÖM beide Titel kosten hätte können und rein auf Sicherheit zu fahren wäre auch nicht richtig gewesen da ich kann keine gute Referenz für die MX1 WM abgegeben hätte. Ich war also ziemlich in der Zwickmühle. Witzig war es allerdings als ich Freitag abend Maxi Nagl getroffen habe der sein Wohnmobil gleich neben unserem hatte. Der war ganz schön verduzt und hat gesagt "Seit wann fährst denn du Suzuki???" Darauf ich "Morgen das erste Mal im freien Training!" Er darauf "Und du willst gleich MX1 WM damit fahren?! Das kann nicht wahr sein?" Naja, konnte es dann doch sein :-) und es lief gar nicht schlecht. Beim ersten Pre Qualifying hatte ich schon die 16.beste Zeit. Beim Qualy-Lauf hatte ich mit der Suzi leider eine zu lange Übersetzung oben und ich hatte dadurch keinen guten Start. Wir haben sie dann für die Rennen kürzer übersetzt und da lief es dann grossartig zu Beginn beider Läufe. Es war eine tolle Sache als ich Cairoli neben mir hatte und mit ihm um den Holeshot kämpfte. Ich hatte 2 Super-Starts und mischte in beiden Läufen sehr gut vorne mit. Im ersten Lauf lag ich die ersten 25 Minuten auf Platz 14 bis sich leider die Entlüftungsschraube gelöst hat und ich keine Hinterbremse mehr hatte. Ich musste mit dem Motorrad eine Notbremsung machen, dieses quer gegen einen Zaun rutschen lassen und fiel danach aus. Im zweiten Lauf startete ich mit der orignalen Bremse am Hinterrad aber diese war durch die vielen Bergabfahrten in Loket überfordert, wurde zu heiss, der Bremssattel verbog sich und ich hatte danach 3 Stürze aber belegte noch Platz 22. Ich war danach sehr enttäuscht da in beiden Läufen Top 15 Platzierungen möglich gewesen wären." 

Wann fällt letztendlich die Entscheidung ob du 2010 einen WM-Startplatz kriegst oder nicht? 
Günter:"Wir möchten dies bei unserer Staatsmeisterschaftsfeier am 21.11. in Waldneukirchen präsentieren können. Es wäre ein guter Rahmen um dies zu verkünden und wir hoffen dass bis dahin alles klar ist." 
 

James Stewart stiefelt mit der MX-Mode durch's MGM Casino 

Du warst ja heuer auch in den USA, oder? 
Günter:"Ja, am Ende des Jahres war ich mit Andreas drüben in den USA um mir das Las Vegas Open anzusehen. Es war ein Geburtstagsgeschenk von meiner Mama, es war schon immer mein Traum da mal rüber zu fahren." 

Günter im Jeremy McGrath-Style durch den Anlieger
man beachte das Vorderrad, berührt kaum den Boden

Wie war's drüben? 
Günter:"Man hat so eine Riesenvorstellung von den USA und das war dann auch so. Alleine die Distanz von Las Vegas zu Los Angeles ist wie von uns zu Belgien rauf. Wir hatten auch im MGM Grand Hotel Quartier bezogen wo auch das US Open stattgefunden hat. Auch die Fahrer haben da geschlafen und es war echt witzig mit Villopoto im Lift zu fahren oder James Stewart kurz vor dem Rennen mit voller MX-Bekleidung durch's Casino zum Start gehen zu sehen. Millsaps hatte gegenüber von uns sein Zimmer und wir haben uns sogar im Lift mit ihm unterhalten. Was mich beeindruckt hat war die Zugänglichkeit der Fahrer zu den Zusehern und Fans. Millsaps hat z.B. sogar uns angesprochen, es gibt da absolut keine Berührungsängste, die machen das sehr gut die Ami's. Man hatte den Eindruck das US Open ist eine einzige riesige Party mit dem ganzen Laserfeuerwerk usw." 

Dein Eindruck vom Fahrerischen der US-Pro's? 
Günter:"Leider war das SX in Las Vegas nicht so gross von der Strecke her wie die SX in den Stadien die man sonst aus der AMA Supercross Serie gewohnt ist. Eigentlich nur etwas grösser als das SX in München vielleicht. Was mich am meisten beeindruckt hat waren die Reserven die James Stewart hat. Wenn er mal einen schlechten Start hatte oder ihm Villopoto mal davongezogen ist weil Stewart beim Überholen behindert wurde dann hat Stewart den Abstand oft innerhalb kürzester Zeit zugefahren. Was mich am meisten erstaunte war dass Stewart noch extrem viel mehr kann wenn er wirklich voll ans Limit geht. Die fahrerische Leistung welche die US-Fahrer bringen welche hinter Stewart oder Reed liegen, bringen aber europäische Spitzenfahrer auch zusammen glaube ich. Was mir aber auch noch aufgefallen ist war der Nachwuchs. Es gab dort auch ein 85er Rennen und die Kids sind dort alles gesprungen und haben eine tolle Leistung gezeigt. Es läuft dort sehr professionell ab, selbst die Mechaniker der Kids haben schon Headsets auf. Der Level bei den 85ern in den USA ist extrem hoch." 

 
Racen in USA, ein Traum? 

Wäre es ein Traum von dir mal in den USA Rennen zu fahren? 
Günter:"Man bräuchte dort auf jeden Fall das richtige Umfeld dafür. Man weiß das ja gar nicht so zu schätzen wie schön es in Österreich mit unseren Wäldern und Wiesen ist. Die USA hat aber auch viele Nachteile wie Armut und Umweltverschmutzung. Man sieht dort immer wieder alte LKW's am Strassenrand die vor sich hinrosten und keiner wegräumt. Klar wäre es ein Traum mal in den USA zu fahren aber man darf auch das höhere Risiko nicht ausser Acht lassen. Bei uns in der ÖM oder sogar der WM ist es oft nicht so schlimm wenn man einen Meter zu weit oder zu kurz springt. Beim Supercross wie es die Amerikaner fahren könnte dies fatal enden, man muss dort sehr genau fahren und springen. Was mir aufgefallen ist, ist dass es den Italienern und Franzosen in der WM sehr zugute kommt dass sie in ihren Ländern nationale Supercross-Serien haben. Die haben auch diesen exakten Fahrstil wie man es sonst nur von den Amerikanern her gewohnt ist." 
 

Die üblichen Verdächtigen: Rauchi, Staufer, Günni, Andi, Ringo

Was habt ihr sonst noch so gemacht in den USA? 
Günter:"Insgesamt waren wir 11 Tage drüben, wir haben uns auch 2 MX-Strecken, darunter Glen Helen, angeschaut. Sie haben sehr viele unbewohnte Areale dort drüben und da ist es natürlich leicht solche riesigen MX-Strecken hinzubauen. Wenn man erst mal in Wirklichkeit die riesigen Auf- und Abfahrten von Glen Helen sieht wird einem erst so richtig bewusst was das in Sittendorf für ein kleiner Hügel ist :-)" 
 

MXDN in Franciacorta 

Wie war das MXDN in Italien aus deiner Sicht? 
Günter:"Wir wussten ja dass uns dort eine Supercross-Strecke erwartet, die Tables waren dort schon sehr gross. Leider hatten wir zuwenig Training. Im ersten freien Training war die Strecke derart bewässert dass es uns nicht möglich war die Doubles zu springen. Wir mussten also bei den ersten Qualy-Rennen die Doubles springen ohne dies vorher üben zu können. Das war natürlich hart für uns. Wir hatten eine gute Chance im B-Finale aber es hat dann nicht sein sollen. Im Qualifying belegten wir Platz 24." 

Wer waren die Leute die dir am meisten dabei geholfen zu haben dorthin zu kommen wo du jetzt bist? 
Günter:"Natürlich meine Eltern ohne diese dies alles nicht möglich gewesen wäre und auch mein Bruder Andreas mit dem ich ja immer trainiere. Abgesehen von diesen 3 hat mir Everts am meisten geholfen. Er hat uns immer gut beraten, viele Tipps gegeben und wir fahren seit 14 Jahren auch zu seinen Winter MX-Trainings in Spanien die Weihnachten über. Wenn man das zusammen zählt dann ergibt das viele Tage unter Everts Fittiche. Wir sind auch sehr gut befreundet mit ihm und er kommt uns immer besuchen wenn er durch Österreich fährt." 

Na dann, hoffen wir für dich dass du es 2010 in die MX1 WM schafft ... 
Günter's Nachsatz:"Heh! Vergiss mir ja nicht auf die Sponsoren!" 

Klaro, da sind sie ;-) 
Günter:"Der Dank gilt vor allem meiner Familie, Sponsoren, Freunden, Fans und Helfern. HONDA Austria, MICHELIN, CASTROL, MIBAG Sanierung - Adi Mittendorfer, AGRU Kunststofftechnik, GOLD FREN Disc-Brake-Pads, BULL - Take Parts, NOST - Martin Franzl, REMUS, Wolfgang Terschl Metallbau, Print4you Druck, Ausstellungsverein der OÖ Motorradhändler, Bernegger Bau, Oakley, Garne - XAJO, ARAI Helme, Fröhling Heiztechnik, MSC Molln, Gemeinde Waldneukirchen, Alfred Großauer, Franz Klanert und Michaela Kühnel, Heli Hausleitner, Erwin Hetfleisch, Julia Käfer, und viele mehr!"