Text:
Andy Radolf
Fotos: Susanne Adler
& Heti
7 Doppelsiege
heuer in Folge - Rekordverdächtig
2009 war heuer zweifelsfrei
das Jahr des Günter Schmidinger's. Einfach ein Wahnsinn was ihm heuer
alles gelungen ist. Von dem Rennen in Weyer bis zum Rennen in Dechantskirchen
konnte Günter hintereinander 7 Doppelsiege in den beiden Klassen der
ÖM erreichen. Wir wissen ehrlich gesagt nicht ob es solch eine Siegesserie
überhaupt schon mal gegeben hat in der ÖM. Das sind 14 Rennen
hintereinander die er ungeschlagen blieb! Noch dazu kein einziger Ausfall
während des ganzen Jahres. Es lief wie am Schnürchen und die
tolle Leistung, die aber leider unbelohnt blieb, bei der WM in Loket gab
dem Ganzen noch den Zuschlag. Es ist klar zu erkennen, Günter Schmidinger
gehen in der ÖM die Gegner aus. 2010 zielt Günter nun auf einen
Startplatz in der MX1 WM ab und uns überrascht seine Ehrlichkeit dazu
zu sagen "Weiterhin in der ÖM zu bleiben würde für mich
Stillstand bedeuten". Wir haben uns den 22-jährigen Oberösterreicher
vor Kurzem für ein Interview vorgeknöpft wie er die vergangene
Saison sieht und was die Zukunft für ihn bringt.
Günter, du hast ja
heuer alles hergebügelt, bist eindeutig Österreichs Nr.1 und
für viele jüngere MX-Fans nun ein Vorbild in dieser Sportart.
Wie fühlt man sich so als Doppel-ÖM-Titelgewinner?
Günter:"Es
ist natürlich ein Super-Gefühl. Es war ja alles nicht so geplant
am Jahresanfang, wir wollten ja eigentlich auch heuer wieder der EM den
Vorzug geben. Nach dem Rennen in Langenlois haben sich die Ziele aber für
uns umgedreht. Auch wegen dem hohen Startgeld und die weiten Anfahrtswege
die es zu den EM-Rennen zu bewältigen gilt. Jetzt sind wir natürlich
froh über den Schritt besser den beiden ÖM-Klassen den Vorzug
gegeben zu haben."
Jahresrückblick
Wie siehst du die heurige
Saison im Rückblick. Hättest du dir gedacht dass du heuer so
dominieren wirst?
Günter:"In
dieser Art und Weise sicher nicht. Wir haben zwar das Training speziell
darauf angelegt dass ich mir übers Jahr über einen Punktevorsprung
als Polster rausfahren möchte, den man immer gut brauchen kann wenn
es mal schlecht laufen sollte oder ein technischer Defekt sich einstellt,
aber es lief dann besser als erwartet. Nur am Jahresanfang hatte ich mit
meiner Schulterverletzung etwas zu kämpfen, ich konnte anfangs kaum
trainieren aber ab Weyer lief es dann besser. Ich hatte danach 7 Doppelsiege
in der ÖM hintereinander sobald ich diese Verletzung auskuriert hatte.
Ab Weyer lief alles super."
WM
Wie sieht's mit 2010 aus?
Kriegst du einen Startplatz in der WM?
Günter:"Wir sind noch
immer im Verhandeln, ich kann darüber noch nichts näheres sagen."
Wäre es ein sehr
grosser Wunsch von dir oder gibst du dich nächstes Jahr mit der ÖM
auch zufrieden?
Günter:"Unser
Ziel ist es schon in die WM zu kommen. Die letzten 2 Jahre habe ich gezeigt
was ich kann in der ÖM. Wenn ich mich allerdings nur rein auf die
ÖM konzentrieren würde und nur auf die ÖM-Titeln wäre
das sicher der falsche Schritt. Dies würde Stillstand bedeuten. Für
den Schritt in die MX1 WM wäre jetzt für mich der richtige Zeitpunkt
da ich ja auch vom Alter her schauen muss dass ich dran bleibe. Ich bin
22."
Mit 22 wäre es ja
auch möglich noch in der MX2 WM zu starten. Wäre das nichts für
dich?
Günter:"Der
Kostenaufwand vom Material her ist in der MX2 Klasse noch grösser.
Die fahren dort Motoren in dieser Klasse die nur für ein einziges
Rennen gemacht wurden. Es ist sehr viel Geld das da in die MX2 WM reingeht
und die MX1 Klasse ist eigentlich billiger zu fahren. Man hat in der MX1
WM auch mit einem guten Serienmotorrad noch eine gute Chance vorne mitzufahren
was in der MX2 WM nicht gegeben ist. Ich habe das auch beim MXDN in Franciacorta
gemerkt was so ein Werksmotor leisten kann. Da ist ein riesiger Unterschied
gegenüber Serie. Die fahren bei den Werksmotoren extrem hohe Drehzahlen
was natürlich auf die Haltbarkeit geht. Deswegen kommt für mich
eigentlich nur die MX1 WM in Frage."
Andi und Günter
Schmidinger im Syncron-Anflug
Maxi Nagl hat
in Loket ganz schön geschaut als er mich im Suzuki Gwand'l gesehen
hat
Bei der WM in Loket lief
es ja super, oder?
Günter:"Das
war echt eine komische Geschichte. Wir hatten schon den Bus gepackt und
wollten mit Martin Franzel am Donnerstag nach München Fahrwerke testen
fahren als plötzlich der Anruf kam dass ich die Möglichkeit hätte
auf einer Suzuki bei der MX1 WM in Loket teilzunehmen. Das Startgeld für
eine Wildcard beträgt ja 1.000,- Euro und das wollten wir uns heuer
nicht leisten. Dass ich dann so zu einer Teilnahme an dem Loket-Race gekommen
bin war für uns alle sehr überraschend. Für mich war es
auch schwierig da ich das Motorrad nicht gekannt habe und erst am Samstag
beim freien Training das erste Mal damit gefahren bin. Auch wollte ich
mich keinesfalls verletzen weil mir das in der ÖM beide Titel kosten
hätte können und rein auf Sicherheit zu fahren wäre auch
nicht richtig gewesen da ich kann keine gute Referenz für die MX1
WM abgegeben hätte. Ich war also ziemlich in der Zwickmühle.
Witzig war es allerdings als ich Freitag abend Maxi Nagl getroffen habe
der sein Wohnmobil gleich neben unserem hatte. Der war ganz schön
verduzt und hat gesagt "Seit wann fährst denn du Suzuki???" Darauf
ich "Morgen das erste Mal im freien Training!" Er darauf "Und du willst
gleich MX1 WM damit fahren?! Das kann nicht wahr sein?" Naja, konnte es
dann doch sein :-) und es lief gar nicht schlecht. Beim ersten Pre Qualifying
hatte ich schon die 16.beste Zeit. Beim Qualy-Lauf hatte ich mit der Suzi leider
eine zu lange Übersetzung oben und ich hatte dadurch keinen guten
Start. Wir haben sie dann für die Rennen kürzer übersetzt
und da lief es dann grossartig zu Beginn beider Läufe. Es war eine
tolle Sache als ich Cairoli neben mir hatte und mit ihm um den Holeshot
kämpfte. Ich hatte 2 Super-Starts und mischte in beiden Läufen
sehr gut vorne mit. Im ersten Lauf lag ich die ersten 25 Minuten auf Platz
14 bis sich leider die Entlüftungsschraube gelöst hat und ich
keine Hinterbremse mehr hatte. Ich musste mit dem Motorrad eine Notbremsung
machen, dieses quer gegen einen Zaun rutschen lassen und fiel danach aus.
Im zweiten Lauf startete ich mit der orignalen Bremse am Hinterrad aber
diese war durch die vielen Bergabfahrten in Loket überfordert, wurde
zu heiss, der Bremssattel verbog sich und ich hatte danach 3 Stürze
aber belegte noch Platz 22. Ich war danach sehr enttäuscht da in beiden
Läufen Top 15 Platzierungen möglich gewesen wären."
Wann fällt letztendlich
die Entscheidung ob du 2010 einen WM-Startplatz kriegst oder nicht?
Günter:"Wir
möchten dies bei unserer Staatsmeisterschaftsfeier am 21.11. in Waldneukirchen
präsentieren können. Es wäre ein guter Rahmen um dies zu
verkünden und wir hoffen dass bis dahin alles klar ist."
James Stewart
stiefelt mit der MX-Mode durch's MGM Casino
Du warst ja heuer auch
in den USA, oder?
Günter:"Ja,
am Ende des Jahres war ich mit Andreas drüben in den USA um mir das
Las Vegas Open anzusehen. Es war ein Geburtstagsgeschenk von meiner Mama,
es war schon immer mein Traum da mal rüber zu fahren."
Günter im Jeremy
McGrath-Style durch den Anlieger
man beachte das Vorderrad,
berührt kaum den Boden
Wie war's drüben?
Günter:"Man
hat so eine Riesenvorstellung von den USA und das war dann auch so. Alleine
die Distanz von Las Vegas zu Los Angeles ist wie von uns zu Belgien rauf.
Wir hatten auch im MGM Grand Hotel Quartier bezogen wo auch das US Open
stattgefunden hat. Auch die Fahrer haben da geschlafen und es war echt
witzig mit Villopoto im Lift zu fahren oder James Stewart kurz vor dem
Rennen mit voller MX-Bekleidung durch's Casino zum Start gehen zu sehen.
Millsaps hatte gegenüber von uns sein Zimmer und wir haben uns sogar
im Lift mit ihm unterhalten. Was mich beeindruckt hat war die Zugänglichkeit
der Fahrer zu den Zusehern und Fans. Millsaps hat z.B. sogar uns angesprochen,
es gibt da absolut keine Berührungsängste, die machen das sehr
gut die Ami's. Man hatte den Eindruck das US Open ist eine einzige riesige
Party mit dem ganzen Laserfeuerwerk usw."
Dein
Eindruck vom Fahrerischen der US-Pro's?
Günter:"Leider
war das SX in Las Vegas nicht so gross von der Strecke her wie die SX in
den Stadien die man sonst aus der AMA Supercross Serie gewohnt ist. Eigentlich
nur etwas grösser als das SX in München vielleicht. Was mich
am meisten beeindruckt hat waren die Reserven die James Stewart hat. Wenn
er mal einen schlechten Start hatte oder ihm Villopoto mal davongezogen
ist weil Stewart beim Überholen behindert wurde dann hat Stewart den
Abstand oft innerhalb kürzester Zeit zugefahren. Was mich am meisten
erstaunte war dass Stewart noch extrem viel mehr kann wenn er wirklich
voll ans Limit geht. Die fahrerische Leistung welche die US-Fahrer bringen
welche hinter Stewart oder Reed liegen, bringen aber europäische Spitzenfahrer
auch zusammen glaube ich. Was mir aber auch noch aufgefallen ist war der
Nachwuchs. Es gab dort auch ein 85er Rennen und die Kids sind dort alles
gesprungen und haben eine tolle Leistung gezeigt. Es läuft dort sehr
professionell ab, selbst die Mechaniker der Kids haben schon Headsets auf.
Der Level bei den 85ern in den USA ist extrem hoch."
Racen in USA,
ein Traum?
Wäre es ein Traum
von dir mal in den USA Rennen zu fahren?
Günter:"Man
bräuchte dort auf jeden Fall das richtige Umfeld dafür. Man weiß
das ja gar nicht so zu schätzen wie schön es in Österreich
mit unseren Wäldern und Wiesen ist. Die USA hat aber auch viele Nachteile
wie Armut und Umweltverschmutzung. Man sieht dort immer wieder alte LKW's
am Strassenrand die vor sich hinrosten und keiner wegräumt. Klar wäre
es ein Traum mal in den USA zu fahren aber man darf auch das höhere
Risiko nicht ausser Acht lassen. Bei uns in der ÖM oder sogar der
WM ist es oft nicht so schlimm wenn man einen Meter zu weit oder zu kurz
springt. Beim Supercross wie es die Amerikaner fahren könnte dies
fatal enden, man muss dort sehr genau fahren und springen. Was mir aufgefallen
ist, ist dass es den Italienern und Franzosen in der WM sehr zugute kommt
dass sie in ihren Ländern nationale Supercross-Serien haben. Die haben
auch diesen exakten Fahrstil wie man es sonst nur von den Amerikanern her
gewohnt ist."
Die üblichen
Verdächtigen: Rauchi, Staufer, Günni, Andi, Ringo
Was habt ihr sonst noch
so gemacht in den USA?
Günter:"Insgesamt
waren wir 11 Tage drüben, wir haben uns auch 2 MX-Strecken, darunter
Glen Helen, angeschaut. Sie haben sehr viele unbewohnte Areale dort drüben
und da ist es natürlich leicht solche riesigen MX-Strecken hinzubauen.
Wenn man erst mal in Wirklichkeit die riesigen Auf- und Abfahrten von Glen
Helen sieht wird einem erst so richtig bewusst was das in Sittendorf für
ein kleiner Hügel ist :-)"
MXDN
in Franciacorta
Wie war das MXDN in Italien
aus deiner Sicht?
Günter:"Wir
wussten ja dass uns dort eine Supercross-Strecke erwartet, die Tables waren
dort schon sehr gross. Leider hatten wir zuwenig Training. Im ersten freien
Training war die Strecke derart bewässert dass es uns nicht möglich
war die Doubles zu springen. Wir mussten also bei den ersten Qualy-Rennen
die Doubles springen ohne dies vorher üben zu können. Das war
natürlich hart für uns. Wir hatten eine gute Chance im B-Finale
aber es hat dann nicht sein sollen. Im Qualifying belegten wir Platz 24."
Wer waren die Leute die
dir am meisten dabei geholfen zu haben dorthin zu kommen wo du jetzt bist?
Günter:"Natürlich
meine Eltern ohne diese dies alles nicht möglich gewesen wäre
und auch mein Bruder Andreas mit dem ich ja immer trainiere. Abgesehen
von diesen 3 hat mir Everts am meisten geholfen. Er hat uns immer gut beraten,
viele Tipps gegeben und wir fahren seit 14 Jahren auch zu seinen Winter
MX-Trainings in Spanien die Weihnachten über. Wenn man das zusammen
zählt dann ergibt das viele Tage unter Everts Fittiche. Wir sind auch
sehr gut befreundet mit ihm und er kommt uns immer besuchen wenn er durch
Österreich fährt."
Na dann, hoffen wir für
dich dass du es 2010 in die MX1 WM schafft ...
Günter's Nachsatz:"Heh!
Vergiss mir ja nicht auf die Sponsoren!"
Klaro,
da sind sie ;-)
Günter:"Der
Dank gilt vor allem meiner Familie, Sponsoren, Freunden, Fans und Helfern.
HONDA Austria, MICHELIN, CASTROL, MIBAG Sanierung - Adi Mittendorfer, AGRU
Kunststofftechnik, GOLD FREN Disc-Brake-Pads, BULL - Take Parts, NOST -
Martin Franzl, REMUS, Wolfgang Terschl Metallbau, Print4you Druck, Ausstellungsverein
der OÖ Motorradhändler, Bernegger Bau, Oakley, Garne - XAJO,
ARAI Helme, Fröhling Heiztechnik, MSC Molln, Gemeinde Waldneukirchen,
Alfred Großauer, Franz Klanert und Michaela Kühnel, Heli Hausleitner,
Erwin Hetfleisch, Julia Käfer, und viele mehr!"
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