Interview mit Peter Reitbauer!

Peter hatte heuer ein Super-Jahr, nun gut, sagen wir eine Super-Erste-Jahreshälfte. Denn als Führender der Klasse MX2 ÖM verletzte sich der Steirer leider beim Rocket Ride Bewerb am Erzberg an seinem Sprunggelenk. Die erste Diagnose war erschütternd, 12 Wochen Gips, Saison damit heuer vorbei ... Nun gut, nachdem Peter aber nach der Verletzung genug Pause hat, nix zu tun und somit eine Menge Zeit zum Grübeln, machte sich der Steirer Gedanken wie er den Genesungsprozess beschleunigen könnte. Und Peter wurde fündig, läuft schon mit nur mehr einer Schiene anstatt Gips herum und fing bereits mit einer Therapie an. Wir erwischten Peter vorige Woche am Telefon, Stimme voll relaxed wie es sich für einen Langzeit-Verletzten gehört wenn draussen die Sonne scheint, und fragten ihn mal wie es ihm so geht. ;-)

Peter, was machst du gerade?
Peter:"Ich sitze auf der Terrasse, habe mir gerade ein gutes Frühstück gegönnt und telefonier jetzt gerade mit dir." ;-)

Und dann? Machst du einen Abstecher ins Freibad, geht das überhaupt mit dem Gips-Haxn? Habt ihr überhaupt ein Freibad in Stanz/Mürztal?
Peter:"Naja, ein Freibad haben wir nicht, dafür einen kleinen Badeteich. Möglich wäre es zwar das Baden da ich seit Kurzem eine Schiene anstatt Gips drauf habe aber ich muss noch ein wenig warten mit dem Baden da ich durch den Gips bei der Haut etwas wund geworden bin und ich aufpassen muss dass ich keine Infektion bekomme. Aber die Schiene taugt mir super, ist viel angenehmer als der Gips."

Wie lange musst du die Schiene noch oben haben?
Peter:"Ich schätze 4-5 Wochen. Ich kann dann auch vielleicht schon anfangen den Fuss zu belasten, da schauen wir dann wie gut der Bruch verheilt ist und dann sehen wir weiter."

Peter und sein Mechaniker Bast'l, seit etlichen Jahren ein eingespieltes Team

Hätte es ursprünglich nicht länger dauern sollen? Ca. 3 Monate bis du wieder fit bist?
Peter:"Ja, im Krankenhaus wollten sie mir nach der Verletzung einen Gips für 12 Wochen raufhauen. Das hätte die Muskeln sehr geschwächt und ich hätte wahrscheinlich dann ein halbes Jahr gebraucht bis der Fuss wieder so fit wäre wie vor der Verletzung da ja bei so langer Zeit mit Gipsfuss die Muskeln sehr geschwächt worden wären und sicher auch alles versulzt wäre. Ich habe mich also intensiv nach einer anderen Lösung umgeschaut und mein Mechaniker Bast'l gab mir schliesslich den Tipp zu einem bestimmten Privat-Arzt zu gehen. Den musste ich zwar selbst bezahlen, die Kosten übernahm nicht die Krankenkasse, aber der schlug mir dann eine andere Lösung vor, die mit der Schiene. Der Arzt, aber auch der Schifahrer Klaus Kröll welcher ja Kunde unseres Zweiradgeschäftes ist und auch KTM fährt,  hat auch gesagt das darfst du ja nicht tun dass du den Fuss 12 Wochen eingegipst lässt, das wäre fürs Gelenk sehr schlecht. Der Privat-Arzt mit dem ich nun zusammenarbeite hat auch möglichst schnell eine Therapie vorgeschlagen welche ich morgen schon anfange. Es ist eine Bewegungstherapie wo ich den Fuss nicht belaste aber wichtig ist dass der Fuss bewegt wird. Momentan habe ich nur eine Bewegungsfreiheit von 50%."

Habt ihr zum Klaus Kröll eigentlich viel Kontakt?
Peter:"Das mit Klaus Kröll hat sich zufällig ergeben. Er hat schon öfters Teile bei uns gekauft. Er ist über die Öblarner zu uns gekommen, über den Seiringer Wolfi, wo er bei dieser Partie dabei war. Klaus ist ein ganz ein lässiger Kerl, da gibt's nix. Er war auch in Birkfeld bei uns am Testtag. Die neuen 2011er haben ihm sehr getaugt, er selber fährt ja eine 2010er 250er SX-F mit 280er Kit welche er bei uns gekauft hat. Sein Auto ist übrigens bemerkenswert, ein Dodge Pickup mit 23er Felgen und 30er Querschnitt-Reifen. Ein echt wildes Gerät."

Naja, die Schi-Fahrer schwimmen wahrscheinlich im Geld, oder?
Peter lachend:"Im Geld schwimmen vielleicht nicht aber zumindest geht es ihnen sicher besser als uns Motocross-Fahrer :-)"

Wie war denn das mit der Verletzung, wie ging das her?
Peter:"Der Rocket Ride Bewerb ist ja so eine Art Speed-Hillclimbing schnurstracks über die Schottertrassen rauf. Der letzte Sprung war schon etwas #*%&$§ gebaut, hatte einen sehr depperten Radius. Es ist mir bei der Qualy passiert, ich dachte ich hätte im Finale dann keine Chance wenn ich den nicht springen würde und habe somit probiert ihn 
bereits in der Qualy zu springen. Ich dachte mir es kann nichts passieren, schlimmstenfalls falle ich halt einfach um wenn ich ihn nicht stehe. Mir hat es aber beim Absprung etwas das Hinterrad verschlagen und ich kam anstatt mit beiden Rädern gleichzeit am Hang etwas zu steil mit dem Vorderrad in den Hang rein. Das Motorrad war dabei 
ziemlich waagrecht und der Hang sehr steil. Ich nehme an dass ich hauptsächlich die Belastung am linken Fuss hatte da ich das Motorrad ausbalancierte und der linke Fuss hat dann die Wucht des Aufsprungs dann mehr oder weniger sozusagen gefressen. Es hat mich reingestaucht, bin aber nicht gestürzt und auch die letzten 50 m noch weiter raufgefahren. Oben beim Absteigen dachte ich mir noch 'das tut jetzt schon ein wenig weh' aber bin dann auch im Fahrerlager nach dem Ausziehen des Stiefels noch herum gegangen. Es hat zuerst nicht so richtig weh getan. Dass er gebrochen ist dachte ich anfangs gar nicht. Es muss so ähnlich gewesen sein wie bei der Verletzung von Chris Lackner der ja auch auf seiner Hausstrecke beim Doppelsprung mal zu kurz kam und auch sozusagen am Gegenhang reingesprungen ist. Ich habe die Flugkurve da anscheinend nicht richtig berechnet."


 

Bist du dann nach Eisenerz ins Krankenhaus gefahren?
Peter:"Ja, als es dann schlimmer wurde fuhr ich zum Krankenhaus nach Eisenerz. Die machten ein Röntgen und sagten sie sehen es zwar am Röntgenbild nicht genau aber sie glauben dass es ein Bruch ist. Sie haben mir dann ein CT in Bruck oder Kalwang empfohlen. In Bruck wurde dann dabei ein Trümmerbruch im Sprunggelenk festgestellt. Sie haben in Bruck einen guten Sport-Arzt der mir 12 Wochen Gips verordnete. Das war eine ziemliche Enttäuschung, ich dachte mir nachdem er das als Facharzt sagt werde ich da wohl nicht herumkommen um diese lange Zeit in Gips. Auch die Notwendigkeit einer OP lag noch im Raum, die war dann aber doch nicht notwendig. Nach einigen Tagen habe ich mich dann auf die Suche nach einer Alternative zu den 12 Wochen Gips gemacht und mein Mechaniker hat mir dann den entscheidenten Tipp gegeben. Als Normalbürger oder nicht Profi- oder Leistungssportler tut man da halt nicht viel umandum, da haut man den Leuten 12 Wochen Gips rauf. Für einen Sportler wie mich wäre das natürlich ein enormer Rückschritt gewesen so eine lange Auszeit und deshalb bin ich jetzt sehr froh da eine Alternative gefunden zu haben."

Wann glabust du wirst du wieder am Bike sitzen können?
Peter:"Ich schätze 3 Monate nach der Verletzung werde ich wieder fahren können. Es wird so Anfang September sein."

Wie warst du mit dem Jahr heuer zufrieden? So gut ist es für dich ja noch nie gelaufen, oder?
Peter:"Es war ein Super-Jahr bis zu dieser Verletzung. Ich weiß selber nicht was ich richtig gemacht habe, bin eigentlich so gefahren wie immer. Anfangs haderte ich noch etwas mit dem Umstieg von Honda auf KTM. Ich bin ja doch sehr lange auf Honda gefahren, insgesamt 12 Jahre. Das Problem war aber bei Honda dass ich keine Zukunft gesehen habe da die Unterstützung immer gleich gewesen wäre, egal ob ich 3.ter oder 8.ter in der Gesamtwertung geworden wäre. Ich kann aber Honda verstehen, sie können anscheinend halt nicht mehr geben. Ich habe dann von KTM das Angebot bekommen, von Chris Schipper, welcher mich unbedingt zu KTM holen wollte. Das Angebot war um Welten besser und ich habe dann gar nicht lange überlegt und dachte mir ich sollte die Chance nutzen da ich ja auch immer älter werde und wenn ich sie nutze dann sollte ich sie jetzt nutzen."

Peter inmitten seiner Fans beim ÖM-Race in Sittendorf
 

Du willst dir ja auch irgendwann mal einen Dodge mit 23er Felgen kaufen, nicht? ;-)
Peter lacht:"Ja, eh. Da musst nur 2 Jahre KTM fahren dann kannst dir leicht einen Dodge kaufen. :-) Nein, so ist es natürlich nicht aber es war echt gut das Angebot von KTM. Es war nur ein wenig schwierig wegen der Modell-Umstellung von 2010 auf 2011, da es ja komplett neue Motorräder sind. KTM hatte selber vorerst noch einen Engpass mit 2011ern so habe ich vorerst noch auf der 2010er trainiert. Die Umstellung war dann nicht so einfach von Honda auf KTM, es hat ein wenig gedauert. Anfang März als ich dann aber die neuen 2011er bekommen habe ist es so richtig dahin gegangen. Ich hatte auch die Möglichkeit mal einen vollen Tag mit den WP-Leuten eine Fahrwerkabstimmung zu machen und ab diesem Zeitpunkt ist es dann für mich so richtig gut gelaufen. Es lief dann alles von selbst. Ich habe mich nie so stark gefühlt wie die Ergebnisse waren, ich war da selbst überrascht wie glatt es da dahingelaufen ist. In der kleinen Klasse habe ich es schon erhofft aber dass es dann bereits in Langenlois so gut geklappt hat dass ich vorne mitfahren kann habe ich selbst nicht damit gerechnet."

Was war denn der schönste Erfolg für dich heuer?
Peter:"Langenlois der zweite Lauf. Auch wenn es etwas mit Glück war habe ich mich über den Sieg sehr gefreut."

Tut es dir weh wenn du jetzt siehst dass Manuel Obermair mit so einen grossen Vorsprung führt wo du ja um den Titel mit ihm mitkämpfen könntest?
Peter:"Nein, eigentlich überhaupt nicht. Es befriedigt mich eigentlich sogar so wie Manuel jetzt drauf ist weil ich weiß dass es ganz ganz schwer geworden wäre mit ihm heuer um den Titel der Klasse MX2 zu kämpfen. Ich weiß nicht ob ich eine Chance gehabt hätte in der Form in welcher Mani sich jetzt befindet, das wäre nicht leicht gewesen ihm 
den Titel wegzuschnappen. Ich war vor dem MX2 ÖM Lauf in Hochneukirchen eine Woche vorher dort trainieren und ich habe mich super gefühlt. Es ist einfach alles perfekt für mich gelaufen und ich war für das Rennen in Hochneukirchen extrem motiviert. Leider habe ich mich dann wie bekannt wenige Tage zuvor am Erzberg verletzt."

Glaubst du hättest du dir den Titel gegen Manuel Obermair geholt?
Peter:"Ich lag ja nur 1 Punkt vor Mani als ich mich verletzt habe und so wie der jetzt drauf ist wäre das schon ganz ganz schwer geworden. Wenn man sich das Rennen der Open ÖM in Mehrnbach angeschaut hat, hat man gesehen dass Mani nach den ersten 2 Runden schon 8 Sekunden vor dem Zweiten geführt hat. Der ist da in einer eigenen Liga gefahren. Seine schnellste Rennrunde war 2 Sekunden schneller als die des Zweitschnellsten. Klar muss man es ein wenig relativieren da es ja seine Heimstrecke war und er diese sehr gut kennt aber dennoch, er hat derzeit Selbstvertrauen ohne Ende, hat 6 Läufe jetzt hintereinander gewonnen. Wenn man da kein Selbstvertrauen aufbaut, wann dann."

Glaubst du dass du nächstes Jahr oder sogar heuer noch wieder an deine Form vor der Verletzung aufschliessen kannst?
Peter:"Ich hoffe stark dass dies sobald als möglich der Fall sein wird. Das ist auch der Grund wieso ich möglichst schnell mit dem Training wieder beginnen möchte. Es wird sicher ein harter Weg zurück aber das Gute daran ist auch dass KTM zu 100% hinter mir steht. Wir haben zwar über nächstes Jahr noch nicht geredet, dazu ist es noch zu früh, aber ich bin sicher dass wir wieder zusammenkommen werden. Mario Mittermaier mit seinem Fusion Racing Team steht auch sehr hinter mir. Ich hoffe dass es sogar noch ein Stück nach vor geht im nächsten Jahr."

Ist es ein grosser Unterschied für dich im Team von Mario Mittermaier zu fahren? Bis jetzt warst du ja immer Einzelfahrer.
Peter:"Ich habe zuerst gar keinen grossen Vorteil darin gesehen für ein Team zu fahren aber ich wann dann doch sehr positiv überrascht. Das Umfeld passt super, mit Mario und allen anderen Leuten vom Team. Wir haben keinen Druck und es gefällt mir schon in einem Team zu fahren. Man kann einfach zu jemanden gehen wenn man etwas braucht. Als 
Einzelfahrer ohne Team ist man doch für alles selbst verantwortlich und muss sich um alles selbst kümmern. Da wird einem in einem gut funktionierenden Team vieles abgenommen."

Ist es nicht so dass es zwischen dir und Michi Staufer der ja auch für das Fusion Racing Team fährt irgendwie zu einem Konkurrenzdenken innerhalb des Teams kommt? Ihr seid ja doch beide Top-Fahrer.
Peter:"Nein, eigentlich nicht anders wie vorher. Wir waren ja vorher auch Konkurrenten und sind auch auf der Strecke Konkurrenten. Es will natürlich jeder von uns beiden der Schnellere sein aber das wollten wir auch vorher als ich noch nicht im Fusion Racing Team gefahren bin. Es macht also nicht so einen grossen Unterschied. Wenn einer von uns 
schlecht fährt dann weiß er eh warum er schlecht fährt, dazu haben wir eine zu professionelle Einstellung zu dieser Sportart und sind beide schon zu lange dabei als dass es da etwas geben würde. Was man bei Michi auch bedenken sollte ist dass er als Testfahrer für KTM teilweise sehr viel leisten muss, also oft nicht ausgeruht zu den 
Rennwochenenden kommt im Gegensatz zu anderen Fahrern die sich ihre Regenerationspausen einteilen können."

Bist du froh dass du kein Testfahrer für KTM bist?
Peter:"Ab und zu schon, muss ich ehrlich sagen. Wenn ich vor 1-2 Jahren gefragt worden wäre ob ich Testfahrer bei KTM werden möchte hätte ich natürlich sofort Ja gesagt. Aber was viele Leute nicht beachten ist dass das Testfahren auch richtige Arbeit ist, d.h. man steigt auch aufs Motorrad wenn man sich mal einen Tag nicht so gut fühlt. Es hat 
sicher einige Vorteile, hat aber sicher Nachteile genauso. Ein zu intensives Training hat auch nicht immer gerade einen Vorteil, wenn man also zuviele Stunden am Motorrad trainiert. Ich habe das einmal selbst gemerkt als ich einmal zuviel gefahren bin und es dann bei den Rennen den gegenteiligen Effekt hatte, ich also sogar langsamer wurde und mir auch der Biss komplett verloren ging."

Auch Hermann Maier hat ja mal gesagt dass er nicht nach einem Trainingsplan geht sondern sich so danach richtet wie sich sein Körper fühlt, er also auf den Körper hört.
Peter:"Einen fixen Trainingsplan habe auch ich schon lange aufgegeben. Man lernt über die Jahre einfach selber wieviel man trainieren muss oder solle. Ich muss ehrlich sagen dass ich relativ wenig neben den Rennen am Motorrad sitze."

Wer wird Meister heuer?
Peter:"Wenn'st mich jetzt fragst, dann der Mani würde ich sagen. In der MX2 ÖM auf jeden Fall. In der Open Klasse müsste ich normalerweise zu meinem Teamkollegen Michi Staufer halten und sagen er wird es aber so wie Mani derzeit fährt hat er es in der Hand sich auch den Titel in der Open Klasse zu holen."

Hat Ossi Reisinger auch noch eine Chance?
Peter:"Ossi hat in Mehrnbach durch den defekten Stossdämpfer leider viele Punkte liegen gelassen. Es kommt ja mit Seitenstetten noch eine Strecke wo er immer sehr gut gefahren ist, er könnte also sicher noch aufholen. Dechantskirchen liegt dann sicher allen 3 Fahrern sehr gut. Es ist schwer zu sagen, auf jeden Fall ist in der Open ÖM noch Spannung drinnen."

Machst du heuer auch Urlaub?
Peter lacht:"Mein Urlaub ist eigentlich jetzt wo ich die Schiene oben habe, da kann ich leider nicht viel machen. Danach ist es wieder zum Arbeiten. Ich arbeite ja auch im Geschäft meines Vaters in Stanz/Mürztal wo wir einen KTM- und Honda-Handel betreiben." Infos auf www.zweiradreitbauer.at

Zum Schluss, noch etwas was du loswerden möchtest?
Peter:"Einen grossen Dank an meine Sponsoren, speziell KTM, Fusion Racing, meinem Mechaniker Bast'l und allen Leuten die mir immer die Daumen gedrückt haben und zu mir gehalten haben."