Interview mit Philipp Ringhofer
Text: Andy Radolf 
Fotos: Susi Adler & Heti 

Ringo hat mit den 30 Jahresringen in seinen Knochen schon eine Menge erlebt. Gleich wie Pascal Rauchenecker hatte Philipp vor ihm schon Gelegenheit in Belgien im Jacky Martens Team internationale MX-Luft zu schnuppern. Allerdings, die Luft ist ziemlich dünn in der EM, es wird dort kräftig ausgesiebt. Es gibt eine Menge Youngsters in Belgien aus allen Ländern welche für einen Sprung in die WM dem Teufel ihre Seele verkaufen würden. Ringo war kurz davor gegen diese Meute den Durchbruch zu schaffen, allerdings vermasselten ihm in diesem Jahr 2 schwere Verletzungen diese Chance. Sein damaliger Teamkollege Joel Roelants hat es hingegen geschafft. Ringo:"Joel war damals auf Hartboden sogar langsamer als ich. Leid tut es mir besonders dass ich damals im Jahr darauf keine zweite Chance bekam." Ringo's spektakuläre Fahrweise die ihm Ronni Grosskopf zu Benzin Brüder Juniors Zeiten vermittelt hat ist ihm erhalten geblieben. Man sieht es auf den Fotos, extreme Kurvenlage, eine Schräglage wie Mani Obermair es nur besser machen könnte. Mit der langen Pause in der ÖM 2011 (der Job war ihm wichtiger) und seinem überraschenden Comeback-Erfolg von einem Laufsieg in Seitenstetten im Jahr 2012 liess Ringo wieder mächtig aufhorchen. Unterstützt von Franz Ernecker's MX-Service und Kawasaki wird Ringo heuer eine komplette ÖM-Saison fahren, sich keinen Druck machen und den ÖM-Titel mächtig ins Visier nehmen. Wir baten den schnellen Burgenländer zum Interview ... 
 
 
 

Das Comeback des Jahres 
Philipp, wie ist es denn dazu gekommen zu deinem Comeback? 
Philipp:"Ich hatte, nachdem ich aufgehört habe Rennen zu fahren, ja eigentlich gar kein eigenes MX-Bike, ich fuhr nur hin und wieder mit den Motorrädern von Freunden. Bei der Auswahl des Motorrades entschied ich mich dann heuer für eine Kawasaki. Der österreichische Importeur von Kawasaki machte mir einen guten Preis, Franz Ernecker hat mir das vermittelt, und fragte mich dann auch ob ich für sie nicht irgendeinen ÖM-Lauf heuer mitfahren möchte. Da konnte ich schlecht nein sagen und so kam es dazu dass ich in Mehrnbach an den Start ging. Franz Ernecker fragte mich vorher auch öfters ob ich nicht für ihn ein Rennen fahren wolle, so hat sich das ergeben. So gut ich es mit meinem Job vereinbaren konnte versuchte ich mich dann also für ein ÖM-Rennen gegen Mitte des Jahres vorzubereiten. Kawasaki fragte dann nochmals bei mir an ob ich nicht mit der neuen 2013er starten möchte und so kam es dass dann in Mehrnbach mein Comeback erfolgte. Ich fuhr zwar 2-3 Wochen vor Mehrnbach noch ein Rennen in Ungarn, aber der ÖM-Lauf in Mehrnbach war dann eigentlich mein richtiges Comeback-Rennen im heurigen Jahr. Wir hatten bei diesem Rennen auch noch mit der Abstimmung der neuen Luftgabel zu kämpfen. In Seitenstetten hatten wir dann diese Setup-Probleme im Griff und dort lief es dann mit dem Laufsieg im ersten Lauf super. Auch den zweiten Lauf hätte ich sicher gewonnen wenn ich nicht einen Ausrutscher gehabt hätte. Es wäre also fast zu einem Doppelsieg von mir in Seitenstetten gekommen." 

Ringo im Anflug in Seitenstetten
 

Warst du selbst sehr überrascht vom Laufsieg in Seitenstetten? 
Philipp:"Dass ich schnell war wusste ich, das habe ich schon in der Qualy gesehen dass ich vom Speed her sehr gut mithalten kann. Dass ich aber im Rennen selbst über die volle Distanz so gut konditionell gewesen bin hat mich selbst gewundert. Dass ich in Führung liegend gut wegfahren konnte nachdem die Verfolger von hinten Druck machten hat mich schon total überrascht." 

Was hast du denn den ganzen Winter über gemacht dass du dir so eine super Kondi erhalten hast? 
Philipp:"Ich bin schon öfters ins Fitness-Studio gegangen. Aber auch nur wenn es mir gefallen hat, also ohne richtigen Trainingsplan, wie es sich halt neben der Arbeit her ausgegangen ist. Im Sommer habe ich dann mit meinem Bruder sehr viel mittrainiert welcher sich für Iron Man Wettbewerbe vorbereitet hat. Wir sind sehr viel miteinander Rad gefahren und geschwommen. Die letzten Rennen des Jahres habe ich dann intensiver trainiert, aber auch nur so wie es sich mir während der Arbeit ausgegangen ist." 

Hast du einen 40-Stunden Job? 
Philipp lachend:"Ja, sogar 40+ aufwärts. Es sind oft mehr als 40 Stunden die Woche. Ich arbeite in einem Architekten Planungsbüro, bereits seit Ende 2010. Der Job gefällt mir sehr gut und ich fühle mich dort sehr wohl." 

Gratulation von Ringo's Boss am Montag nach Seitenstetten 
Waren deine Arbeitskollegen überrascht wie sie erfahren haben dass du in Seitenstetten gewonnen hast? Haben sie dich montags darauf angesprochen? 
Philipp:"Meine Arbeitskollegen nicht so, die haben das nicht so mitbekommen und interessieren sich auch nicht besonders für Motocross. Ich habe in der Firma 3 Chefs wo einer davon, Alfred Müller, aber selbst Motocross fährt. Der hat das dann auf supercross.at gelesen dass ich dort gewonnen habe und war total überrascht. Er ist dann gleich zu mir gekommen um mir zu gratulieren und hat gesagt "Totaler Wahnsinn, da arbeitest du ganz normal bei uns und gewinnst trotzdem noch nebenbei ÖM-Rennen". Das hat mich sehr gefreut." 

Typischer Ringo-Style - rundherum fliegen die Fetz'n, mittendrin Philipp Ringhofer
 

Ist das nicht komisch wenn sozusagen dein Chef fast ein Fan von dir ist? 
Philipp:"Ja, ist echt komisch irgendwie. Es hat irgendwie Vor- aber auch Nachteile. Er respektiert dass ich MX-Rennen auf so einem hohen Niveau fahre, hat also nichts dagegen, aber ich weiß auch dass ich meine Leistung in der Firma trotzdem 100%ig erbringen muss. Da habe ich keinen Bonus deswegen, ich muss mich bei meinem Job natürlich trotzdem voll reinhängen." 

Wie lief es denn nach Seitenstetten? 
Philipp:"In Kirchschlag hatte ich etwas Probleme mit dem Setup, da lief es nicht so gut. Im zweiten Lauf in Kirchschlag war ich auch in eine Startkollision verwickelt. In Dechantskirchen war ich körperlich überhaupt nicht fit. Ich hatte die 2 Wochen davor sehr viel Stress in der Firma und dann auch noch Probleme mit meinem Rücken den ich mir beim Training einige Tage zuvor beleidigt habe. Im ersten Lauf bekam ich dann harte Unterarme als ich mit Marco das Tempo mitgehen wollte und so belegte ich nur Platz 3. Im zweiten Lauf hatte ich einen Rutscher. Ich war in Dechantskirchen nicht ganz frei im Kopf. Ich weiß dass ich eine bessere Leistung erbracht hätte unter anderen Voraussetzungen." 

Ernecker und Kawa zu Dank verpflichtet 
Bist du nach Dechantskirchen noch Rennen gefahren? 
Philipp:"Nein, ich war froh dass die Saison vorbei war. Ich musste in einer kurzen Zeitspanne ohne viel Vorbereitung doch viele Rennen fahren, und das neben meiner normalen Arbeit. Ich wollte dann auch gar keine Rennen mehr fahren. Ich bekam dann zwar auch noch andere Angebote gegen Ende vorigen Jahres aber wollte bei Kawasaki bleiben. Auch Franz Ernecker ist schwerst motiviert, er hat mich immer wieder gefragt ob ich was brauche, ob er mir wo helfen kann. So eine tolle Unterstützung bekam ich bisher nur von wenigen Leuten und ich freue mich auch dass er voriges Jahr soviele Motorräder verkauft hat, er sich geschäftsmässig auf einem aufstrebenden Ast befindet. Er hat mir auch sehr mit Zubehör und weiteren Sponsoren geholfen. Ich muss mich da wirklich mal bei ihm auf diesem Wege gross bedanken. Es ist wirklich cool wie er hinter mir steht." 

Hast du heuer den Meistertitel im Visier? 
Philipp lachend:"Eigentlich wollte ich ja 2010 Meister werden. Ich hatte einen grossartigen Beginn Anfang der 2010er Saison. Leider verletzte ich mir dann aber in Weyer das Knie bei einer Kollision und der Traum vom Open ÖM Titel war somit ausgeträumt. Dann verlor ich auch noch 2 grosse Sponsoren, ich arbeitete bereits 30 Stunden die Woche und gab danach meine MX-Karriere aufgrund meines Jobs auf. Ich fuhr dann lange Zeit nur hobbymässig mit Motorrädern von Freunden. Es lief heuer super und so hat man es natürlich im Hinterkopf heuer den Open ÖM Titel zu holen. Die Unterstützung von Kawasaki und Ernecker passt super und so gehe ich auch ohne grossen Druck in die heurige Saison. Die Voraussetzungen für ein gutes Jahr wären also gegeben." 
 

Flyin High - 2013 könnte Ringo's Jahr werden ...
 

Ist es auch ein Ziel von dir heuer im MXDN-Team zu sein? 
Philipp:"Matthias Walkner und Günter Schmidinger werden sicher auch heuer wieder erste Wahl sein aber natürlich wäre es schön im MXDN Team dabei zu sein. Bei den MXDN in England war ich ja schon dabei und wir verpassten nur knapp durch einen technischen Ausfall die Qualifikation für die Finalrennen. Ich war damals übrigens auch richtig gut drauf, ich konnte mit den WM-Fahrern mit meiner 2-Takter gut mithalten. Ich fiel damals Pit Beirer auf und er kam beim MXDN zu mir und sagte dass es ihm voll taugt wie ich mit meiner 2-Takter da im Feld der 4-Takter so gut mitfahre und er sagte er wird sich bei mir melden was er damals auch getan hat. Ronni Grosskopf und Pit Beirer fädelten mir das dann mit dem Jacky Martens Team ein." 

Verdammt harte Zeiten in Belgien erlebt 
Denkst du an die Zeit die du damals in Belgien beim Jacky Martens Team verbracht hast mit guter Erinnerung zurück? Oder eher mit Frust? 
Philipp:"Die Zeit in Belgien war ein grosses Lehrjahr für mich. Anfang des Jahres war ich richtig schnell, im Vergleich mit Joel Roelants war ich auf Hartboden sogar schneller als er. Dann verletzte ich mich an der Schulter und das warf mich zurück. Dann war die Überlegung ob ich von der 144er 2-Takt auf die 250er 4-Takt umsteigen soll. Nach dem Wechsel hat es gut funktioniert, ich konnte beim Rennen in Kroatien mit Paulin Gautier und Musquin gut mithalten aber verletzte mich dann nochmals am Knie. Ich hatte damals nicht mal einen Sturz, ich streckte den Fuss nach einem Lenkerpendeln aus und bekam dadurch einen Schlag aufs Knie. Kreuz- und Seitenbänder waren damals gerissen und nachdem ich keine Ergebnisse vorweisen konnte am Ende des Jahres hat sich der Traum von einer internationalen Karriere erledigt gehabt. Ich bekam keine zweite Chance, es war ein extremes Lehrjahr für mich. Wenn alles passt kann das Leben als Werksfahrer richtig schön sein. Man hat seinen eigenen Mechaniker der sich um alles kümmert usw. Ich wollte die Chance nützen, der Speed, Fitness und alles hat sehr gut gepasst, ich hatte auch Gelegenheit einige Male mit WM-Fahrern mitzutrainieren. Ich fand es schade dass ich keine zweite Chance bekommen habe." 

Zum Schluss noch ein Dank an deine Sponsoren? 
Philipp:"Neben Kawasaki und Franz Ernecker möchte ich mich auch noch bei Hotel Perchtoldsdorf, Hans Kager, BD Designs, auner sowie meinen vielen anderen Sponsoren bedanken welche mich seit langer Zeit unterstützen. Auch ein grosses Dankeschön an meine Eltern, meine Freundin und mein grosser Freundeskreis welche hinter mir stehen." 

Noch ein paar Eckdaten von dir? 
Philipp:"vor Kurzem 30 geworden, meine Lieblingsgruppe ist Linkin Park, Limp Bizkit, der letzte Film den ich mir vor Kurzem angesehen habe und mir gut gefallen hat war der neue James Bond Film."